Weltbürger – Juden
Overview
Unser Rundgang führt durch die Spandauer Vorstadt, wo sich die meisten Spuren Berliner Geschichte in Berlin finden.
In der Rosenstraße erfahren sie alles über die einzig geglückte Widerstandsaktion im III Reich, als es hunderten nicht jüdischen Ehefrauen aus sogenannten Mischehen durch lautstarken Protest gelang ihre jüdischen Ehemänner vor der Deportation zu bewahren.
In der vollständig erhaltenen Werkstatt des Bürstenfabrikanten Otto Weidt am Hackeschen Markt der in seinem Betrieb behinderte jüdische Arbeiter beschäftigte, konnten viele Menschen vor der Deportation gerettet werden. Bewohner des Viertels brachten den Mut auf untergetauchte Berliner Juden zu verstecken oder mit Lebensmitteln zu unterstützen, wie aus den Erinnerungen des Schauspielers Michael Degen, des späteren Entertainers Hans Rosenthal oder der Sekretärin Inge Deutschkron hervorgeht.
In der Spandauer Vorstadt finden sich auf engem Raum eine Vielzahl jüdischer Einrichtungen, die eine Geschichte von der Vielfalt der jüdischen Gemeinde erzählen. Sie sehen den ältesten Jüdischen Friedhof, die jüdische Schule, die ehemalige jüdische Mädchenschule, das ehemalige jüdische Krankenhaus, die Synagoge von Adas Israel und hören wie der Bürstenfabrikant Otto Weidt vielen Berliner Juden versteckt oder zur Flucht verholfen hat. Es besteht die Möglichkeit, das Museum der “Blindenwerkstatt Otto Weidt“ anzuschauen.
Der Rundgang endet in der Oranienburger Straße der Neuen Synagoge, die damals und auch heute wieder als die schönste Synagoge in Deutschland gilt. Sie ist heute wieder ein Zentrum jüdischen Lebens in Berlin.
Diese Tour lässt sich erweitern.
Die Zeit des deutschen Kaiserreichs war die erfolgreichste Epoche der Berlin, von vielen im nach hinein als die „Gute Zeit „beschrieben.
In der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur nahmen Berliner Juden eine herausragende Stellung ein. Viele Berliner Juden siedelten sich im neuen Berliner Westen an. Besonders im Bezirk Schöneberg wohnten vor 1914, 16 000 Juden. Es lohnt sich dort einen Spaziergang durch das bayerische Viertel zu unternehmen. Wo u.a. Albert Einstein, Helmut Newton oder Billy Wilder lebten. Im Rathaus Schönberg bekannt durch die berühmte Rede von John F. Kennedy 1963, befindet sich eine sehenswerte Ausstellung über die Geschichte der Schöneberger Juden. Mit dem Machantritt der Nazis begann der Exodus der Berliner Juden. Ab 1941 wurden die übriggebliebenen Berliner Juden planmäßig deportiert. An der Gedenkstätte des Gleis 17 am S- Bahnhof Grunewald erfahren sie alles über die Vertreibung der Berliner Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten Europas. Noch im März 1945 wurde hier der letzte Zug mit Vertriebenen abgefertigt.
Die Fahrt lässt sich gut mit einem Besuch im Haus der Wannsee Konferenz verbinden.
Hier stand die erste orthodoxe Synagoge der Jüd. Gemeinde. Diese sowie das Gebäude der Sozialversorgungsanstalt der Jüd. Gemeinde waren Sammelstellen jüd. Ehegatten, die im Zusammenhang mit der „Fabrikaktion“ im Februar 1943 von hier aus in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Die nicht jüdischen Ehefrauen demonstrierten hier und erreichten mit ihrem mutigen Widerstand die Freilassung ihrer Ehegattem
Göbbels, Michael Degen , Hans Rosenthal, Stella Goldschlag, U Boote,
Eine nächste Station ist der Hof, in dem sich die Blinden – Werkstatt von Otto Weidt befand, der hier behinderte jüd. Arbeiter beschäftigte und viele unter großen Risiken vor der Deportation retten konnte. (Evtl. Innenbesichtigung) Daneben befinden sich die Hackeschen Höfe, die wieder in den Besitz des früheren jüdischen Eigentümers übergingen und inzwischen, wunderschön saniert, ihre alte Lebendigkeit der 20er Jahre zurückgewonnen haben.
Der Weg führt weiter durch die Oranienburger Str. in die Große Hamburger Strasse. Hier befand sich der erste jüdische Friedhof Berlins, auf dem viele bekannte Juden begraben sind, die v.a. das 18. Jhd. in Berlin prägten. Leider wurde er 1943 zerstört. Eine Kopie des Grabsteins von Moses Mendelssohn ist Anlaß über dessen Leben und Leistungen zu berichten. Nebenan befand sich ein Jüdische Altersheim. Auch dieses wurde zur Sammelstelle für Berliner Juden, die von hier aus deportiert wurden. Hier wird darüber berichtet wie es Markus Latte gelang zu fliehen und alle weiteren Jahre bis 1945 illegal in Berlin zu überleben und sich sogar zum erfolgreichen Musiker ausbilden zu lassen.
Der Rundgang führt vorbei an der Jüdischen Schule zur Auguststrasse, wo sich die Jüdische Mädchenschule, der jüdische Kindergarten und Räumlichkeiten für die Jüdische Frauenorganisation befanden. In der Tucholskystr. hat sich die orthodoxe Gemeinde „Adass Jisroel“ wieder niedergelassen. Hier gibt es ein Bethcafe, das koschere Küche anbietet und ein Geschäft, in dem koschere Lebensmittel und Ritualien verkauft werden. Am Haus der Jüdischen Wissenschaften erfährt man von Leo Beck, der Rabbiner war und hier gelehrt hat.
Schließlich endet der Rundgang in der Oranienburger Strasse, an der Neuen Synagoge, dem „Centrum Judaicum“ – zur Pflege der jüdischen Tradition, Kultur und Religion im alten Scheunenviertel.
Der Rundgang dauert ca. 2h. ohne Innenbesichtigungen
Diese Tour ließe sich erweitern mit
Dem Besuch des Jüdischen Museums (ca. 1 1/2 Stunden) sowie einer Fahrt über den Potsdamer Platz, an dem viele jüdische Künstler und Verleger in den 20er Jahren tätig waren.
Im Bayrischen Viertel, in dem ca.16000 bürgerliche Berliner Juden lebten befindet sich heute ein Denkmal, das an die Ausgrenzung und Entrechtung der Juden erinnert, ebenso lohnt es sich die Ausstellung im Rathaus Schöneberg zu besuchen, die an die früheren Bewohner erinnert. Vor allem an prominente jüdische Mitbürger wie Albert Einstein, Billie Wilder, Hier gibt es auch einen Raum, der an John F. Kennedys berühmte Rede im 26.Juni 1963 direkt vor dem Rathaus erinnert.
Auch der Kurfürstendamm erinnert an Jüdisches Leben und Kultur.
Insgesamt sollte man hierfür ca. 8 h einplanen.
Der Besuch des Gleis 17 an der S-Bahn Station Grunewald, von wo aus Berliner Juden in die Ghettos, Konzentrations– und schließlich Vernichtungslager transportiert wurden befinden sich vier verschiedene Mahnmale. Der Besuch lässt sich gut mit einem Besuch im Haus der Wannsee Konferenz (ca. 1 1/2 h) verbinden. Dauert zusammen etwa einen halben Tag.
Der Besuch dieser beiden Gedenkstätten wäre auch günstig im Zusammenhang mit einem Besuch der Stadt Potsdam. (Tagestour)
Hier können Sie auch mehr in einem Podcast über die Jüdische Geschichte erfahren: https://www.jpost.com/podcast/travel-edition/article-712422